Ausstellung vom 16. Februar bis 15. März 2020:
„Stars and Stripes am Deutschen Eck. Die amerikanische Besetzung an Rhein und Mosel (1918–1923)“
Ein Ausstellungsprojekt des Instituts für Geschichtliche Landeskunde an der Universität Mainz e.V.
Im Rahmen des mehrjährigen Projektes „Amerikaner am Rhein 1918-1923“ erforscht das IGL dieses bislang kaum aufgearbeitete Kapitel deutsch-amerikanischer Beziehungen. Heute ist im kollektiven Gedächtnis kaum noch präsent, dass nach dem Ende des Ersten Weltkrieges bis 1923 weite Teile von Rheinland-Pfalz eine eigene amerikanische Besatzungszone bildeten. Zwischen 1918 und 1923 besetzten amerikanische Truppen zunächst Gebiete von Trier bis Koblenz, später eine kleinere Zone im Raum Koblenz sowie im Westerwald und hinterließen dort Spuren, die heute fast in Vergessenheit geraten sind. Die damalige Stationierung von über 250.000 Amerikanern sorgte für einen außergewöhnlichen Kulturtransfer, der oftmals erst mit der Besatzungszeit nach 1945 in Verbindung gebracht wird.
Die Besetzung von 1918-1923 war geprägt von den ersten, noch vorsichtigen Schritten der deutsch-amerikanischen Freundschaft und einem regen kulturellen Austausch. Während die amerikanischen Soldaten die touristischen Sehenswürdigkeiten an Rhein und Mosel und die hiesige Weinkultur kennen lernten, interessierte sich die deutsche Bevölkerung allmählich auch für die Traditionen und Gewohnheiten der Doughboys und deren amerikanische Lebensweisen. Baseball-Spiele, Boxkämpfe, YMCA-Konzerte und diverse Cowboy-Shows, welche die amerikanische Besatzungsmacht öffentlich veranstalteten, brachten die deutsche Zivilbevölkerung der gesamten Zone zum Staunen. Lange vor der sogenannten Amerikanisierung in der Mitte des 20. Jahrhunderts kamen die Rheinländer so in Kontakt mit dem „American Way of Life“. In den einheimischen Restaurants wurden dank der Nachfrage durch die Soldaten plötzlich Pancakes, Coca-Cola und Popcorn verkauft. Darüber hinaus gab es mehrere amerikanische Zeitungen, die in der Besatzungszone herausgegeben wurden – ein spannendes, aber wenig bekanntes Kapitel der deutsch-amerikanischen Pressegeschichte.
Neben den Aspekten der militärischen Besetzung, des Kulturtransfers und der Wirtschaftsgeschichte hebt die Ausstellung die historische Relevanz für die deutsch-amerikanischen Beziehungen hervor, denn tatsächlich wird das Zusammenleben von US-Soldaten und deutschen Zivilisten bis 1923 durchaus positiv bewertet. Über 1.851 Kinder entstanden aus solchen Beziehungen und unzählige deutsch-amerikanische Ehen wurden geschlossen, deren Verbindungen in einigen Fällen bis heute über den Atlantik reichen und gepflegt werden.
Zu diesen und vielen weiteren interessanten Aspekten der Besatzungszeit existiert neben den Schriftquellen umfangreiches Fotomaterial in Archiven und Privatsammlungen, was Eingang in die Ausstellung gefunden hat und somit erstmals einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird.